Wasserkosten - Was ist unser Wasser wert?
Die wenigsten von uns denken jemals ausführlich über ihre Wasserkosten nach. Wenn überhaupt, dann wenn die Wasserrechnung eintrudelt. Bei Wohnungen ist Wasser meist ohnehin nur pauschal in den Betriebskosten enthalten. Ob MieterIn oder EigentümerIn: Letztlich weiß kaum jemand, wie hoch die Wasserkosten pro Monat sind. Tatsächlich wissen 81% der ÖsterreicherInnen gar nicht, wie viel sie für Wasser ausgeben.
Einig sind sich die ÖsterreicherInnen allerdings über eines: Wasser ist billig. 58% finden den Trinkwasserpreis angemessen, 21 % empfinden ihn sogar als eher niedrig. Aber was alles steckt im Preis des Wassers? Wie steht Österreich hier im internationalen Vergleich da? Und vor allem: Welche zukünftige Wasserpreisentwicklung ist zu erwarten? Hier sind die Antworten.
Wieviel kostet Wasser in Österreich?
Ein Liter Leitungswasser kostet in Österreich derzeit nur 0,15–0,30 Cent. Jeder und jede von uns verbraucht im Durchschnitt täglich 126 Liter. Das ergibt im Monat etwa 6–12 € pro Person. Was aber ist in diesen Wasserkosten enthalten?
Das Wasser selbst ist reichlich vorhanden. Als natürliche Ressource ist es praktisch kostenlos. Die Wasserkosten werden vielmehr von der Infrastruktur verursacht. Und davon braucht es eine Menge, um Wasser von der Quelle zum Wasserhahn zu leiten. Grundsätzlich sind für die Wasserkosten vier Komponenten ausschlaggebend: Gewinnung, Aufbereitung, Transport und Entsorgung.
Wassergewinnung
Österreich ist in der glücklichen Lage, dass wir unser Leitungswasser zu 100% aus Grundwasser beziehen können. Teils kommt dieses als Quellwasser von selbst aus dem Boden. Diese Quellen müssen zunächst gefasst, also sicher erschlossen werden. Andernorts wird Wasser aus Brunnen an die Oberfläche gepumpt. In beiden Fällen fallen Kosten für Anlagen wie Rohre und Behälter, Wartung und Personal an. Wenn gepumpt werden muss, kommen dazu noch die Stromkosten für Pumpen. Im Schnitt liegt der Stromverbrauch pro m³ bei 0,33 kWh
Aufbereitung
Die Grundwasserqualität ist in Österreich generell hoch. Oft ist gar keine weitere Behandlung nötig. Vielerorts muss das Trinkwasser dennoch mehr oder weniger stark aufbereitet werden. Das Rohwasser kann Sedimente, Ammonium, oder überhöhte Konzentrationen von Eisen, Mangan oder auch Kohlensäure aufweisen. Diese werden durch Filter oder chemische Prozesse entfernt.
Um eventuelle Keime abzutöten, wird das Rohwasser zusätzlich desinfiziert. Dies geschieht entweder durch den Zusatz von geringen Mengen an Chlor, durch UV-Bestrahlung, oder durch Aktivkohlefilter. Dazu kommen ständige Tests. All diese Vorgänge benötigen spezielle Wasseraufbereitungsanlagen, Rohstoffe, Energie und gut ausgebildetes Personal. Auch das fließt in die Wasserkosten ein.
Entsorgung
Die Reise des Wassers endet natürlich nicht am Wasserhahn. Auch Abwasser bringt Wasserkosten mit sich, wenn sie auch meistens separat abgerechnet werden. Schließlich müssen auch Abwasserleitungen und Kläranlagen errichtet, betrieben und gewartet werden. Am Beispiel Rohrbruch zeigt sich noch ein weiterer Aspekt: Durch undichte Leitungen wird auch wertvolles Trinkwasser ungenutzt zu Abwasser.
Wo kommt eigentlich unser Trinkwasser her?
In den Wasserkosten sind also jede Menge Nebenkosten enthalten: für den Bau und die Instandhaltung von Rohren, Speicherbehältern, Aufbereitungsanlagen und Pumpwerken. Aus gutem Grund.
Im internationalen Vergleich hat Österreich eines der ausgeklügeltsten und traditionsreichsten Wassersystemen weltweit. Das öffentliche Trinkwasserversorgungsnetz hat eine Länge von über 81.000 km und versorgt 92% der Landbevölkerung. Darunter sind beeindruckende Bauwerke wie die zwei Wiener Hochquellwasserleitungen. Bei der Errichtung gab es Kritik an den Kosten. Doch bis heute leiten sie Quellwasser aus den Alpen über hunderte Kilometer in die Hauptstadt. Und sorgen für eine der besten Trinkwasserqualitäten weltweit.
Allerdings verursacht die Komplexität - und auch das Alter - unseres Wassernetzes auch Probleme. Immerhin 16% des eingespeisten Trinkwassers gehen durch undichte Leitungen, Rohrbrüche und Lecks verloren. Täglich sind das 32 Liter pro Kopf. Europaweit sind die Wasserverluste mit 34% mehr als doppelt so hoch. International gesehen steht Österreich hier daher noch gut da.
Damit das so bleibt, sind jede Menge Arbeit und Investitionen nötig. Ältere, undichte Leitungen müssen saniert werden. Laut Rechnungshof wird derzeit aber viel zu wenig investiert. Statt den nötigen 2% werden jährlich nur 0,3% des Trinkwassernetzes erneuert. Die aufgeschobene Investitionen führen allerdings langfristig zu höheren Verlusten - und damit auch Wasserkosten. Auf Österreichs Wasserversorgung kommt aber noch eine andere Herausforderung zu: der Klimawandel.
Österreichs Wasserversorgung und der Klimawandel - eine unsichere Zukunft?
Wird Österreichs Wassersystem mit den Unsicherheiten der Zukunft fertig? Angesichts steigender Temperaturen und extremen Wetters könnten hier leicht Zweifel aufkommen. Trockenheit und Hitze wirken sich negativ auf die Bildung von Grundwasser aus. Insgesamt gibt es weniger Niederschlag und mehr Verdunstung. Flüsse führen weniger Wasser - und damit sinkt der Grundwasserspiegel in ihrer Umgebung. Und bei höheren Temperaturen verbrauchen wir natürlich alle mehr Wasser - zum Trinken, Bewässern oder Abkühlen. Dazu kommt noch das Bevölkerungswachstum. All das dazu führt dazu, dass der Wasserverbrauch in Österreich in den kommenden Jahrzehnten stetig steigen wird. Konkret werden das laut offiziellen Schätzungen bis 2050 11 bis 15% sein.
Zuerst die gute Nachricht: Österreich hat hier dennoch Glück. Es gibt genügend Grundwasser, um die Wasserversorgung in Gesamtösterreich sicherzustellen. Allerdings gilt das nicht überall gleichermaßen. Vor allem im Osten droht Wasserknappheit. Örtlich könnte der Bedarf das Grundwasserangebot übersteigen. Auf lange Sicht könnte das zu Konflikten zwischen den Regionen führen.
Eines ist klar: Die Kosten für Wasserinfrastruktur werden steigen. Ein höherer Verbrauch bedeutet, dass mehr Wasser gefasst, aufbereitet, transportiert und letztlich geklärt werden muss. Dafür braucht es neue Anlagen, und bestehende müssen erweitert werden. Zugleich altert die bestehende Infrastruktur. Um hohe Verluste zu verhindern, müssen hier in Zukunft deutlich mehr Leitungen und Anlagen saniert und modernisiert werden.
Wasserschatz Österreich
Vergleicht man Österreichs Wasserversorgung international, wird klar, was das System hierzulande leistet - und was unsere glückliche Ressourcenlage bedeutet.
Immer noch hat ein Viertel der Menschheit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser. Einerseits ist Wasser in vielen Regionen schlicht knapp. Dort, wo es eine Wasserversorgung gibt, sind die Verluste durch Undichtheiten und Lecks oft enorm. Das führt zu hohen Wasserkosten - und beeinträchtigt häufig auch die Qualität. International ist der Wasserverlust auf den Pazifikinseln am höchsten. Auf Lecks und Wasserdiebstahl entfallen hier 211 Liter Wasser pro Person - jeden einzelnen Tag.
Auch wenn wir in Österreich glücklicherweise genügend Wasserreserven haben, sollten wir dennoch auf unseren Wasserverbrauch achten. Nicht nur wegen der Kosten, die beim Wasserkonsum entstehen, sondern auch wegen des steigenden Wasserbedarfs. Denn Wasser ist Leben.